Das Fahrrad zu putzen, gehört zu den lästigen Pflichten eines Radfahrers, auf die ich gut und gerne verzichten könnte. Gerade im Winter habe ich besonders wenig Lust dazu, in der Kälte zu stehen und mein Fahrrad von Dreck und Schmiere zu befreien. Doch gerade dann hat ein Fahrrad es umso nötiger, gründlich gereinigt zu werden.
Salz und Sand, die sich bei Winterwetter und Regen zuverlässig in jeder Ritze festsetzen, schaden nicht nur dem Material. Ein dreckiges Fahrrad führt bei mir auf kurz oder lang auch immer zu dreckigen Klamotten: Jede Berührung mit Fahrradtasche, Bekleidung oder Händen hinterlässt lästige Spuren, die manchmal für immer bleiben …
Mein Vorsatz für das neue Jahr lag also auf der Hand: Fahrrad putzen. Und so erfüllt es mich nun mit einer gewissen Zufriedenheit, gleich den ersten Samstag im Januar dafür genutzt zu haben.
Mein zehn Jahre altes Trekking-Fahrrad von Radon ist mein Alltagsfahrrad. Hiermit fahre ich täglich zur Arbeit und erledige meine Einkäufe. Rund 5.000 Kilometer kommen pro Jahr zusammen. Dieses Fahrrad ist für mich ein wichtiger Gebrauchsgegenstand, der zuverlässig funktionieren muss.
Jedes Jahr kommt das Fahrrad zur Inspektion in die Werkstatt. Meist stehen dann ein Wechsel von Kette und Ritzel an; zudem werden die Räder zentriert. Kleinere Reparaturen und Wartungsarbeiten erledige ich selbst – oder versuche es zumindest. Außerdem tausche ich immer wieder auch einzelne Komponenten aus. Im Laufe der Zeit gab es ein neues Hinterrad, neue Pedalen und einen neuen Sattel. Zuletzt habe ich im Herbst 2017 in eine nigelnagelneue 80 Lux Vorderradlampe investiert, die mir Tag und Nacht hervorragendes Licht spendet. Doch zurück zur Winterreinigung.
Im Winter sollte man darauf achten, einen frostfreien Tag zu erwischen. Heute sind es 7 bis 8 Grad Celsius im Rheinland. Ich habe mein Rad in einen speziellen Montageständer gehängt, der mir freies Hantieren ermöglicht. Einen solchen Ständer kann ich jedem, der zu Hause an seinen Rädern rumschraubt, nur empfehlen!Alternativ kann man sein Rad auch auf den Kopf stellen. Größter Nachteil ist dabei jedoch, dass das Schmutzwasser dann zum Lenker und Sattel hinunterläuft und diese einsaut.
Statt zum Hochdruckreiniger zu greifen, mit dem sich die festgesetzten Lehmklumpen sicherlich ruckzuck entfernen ließen, aber auch Schaltung und Dichtungen sprichwörtlich unter Druck gesetzt würden, mache ich es heute auf die alte Art: Mit Eimer, Wasser, Lappen und Muskelkraft.
Meine Tipps für die Fahrrad-Winterreinigung:
- Ich verwende lauwarmes Wasser. Mithilfe eines weichen Lappens wasche ich alle Teile gründlich ab. Dabei sollte man nicht mit Wasser sparen. Spezielle Reinigungsmittel spare ich mir. Ich habe im Laufe der Zeit die Erfahrung gemacht, dass Wasser, Schwamm und Lappen völlig ausreichend sind. Wenn überhaupt gebe ich etwas Spüli ins Wasser, damit sich die Schmiere leichter löst.
- Meine Hände schütze ich mit Einweghandschuhen. Andernfalls ist das Rad zwar nachher sauber, die Hände aber dreckig.
- Die Laufräder baue ich aus. Dank Schnellspannern dauert das nur wenige Sekunden. Zum einen kann ich dadurch Felgen und Reifen besser reinigen. Zum anderen komme ich besser an die Innenseiten der Schutzbleche (dort fand ich Reste von Nacktschnecken), Bremsen und innenliegenden Rahmenteile heran.
- An den Bremsgummis bildet sich gerne eine zähe Masse aus Dreck und Öl, die dann wie Schmirgelpapier an den Felgen scheuert und zu einer schnelleren Abnutzung führt. Hier solltest du besonders gründlich putzen und bei der Gelegenheit auch gleich den Zustand der Bremsbeläge prüfen. Meine sind noch in Ordnung, also geht’s zum nächsten Schritt.
- Nach dem Waschgang mit lauwarmem Wasser trockne ich alle Teile gut ab. Ich verwende hierfür gerne Stofffetzen, die ich aus alten T-Shirts schneide. Du kannst auch andere alte Kleidungsstücke wie Unterhemden oder Socken zum Fahrrad putzen verwenden. Wichtig ist, dass das Material einen möglichst hohen Baumwollanteil enthält. Synthetik eignet sich nicht, da es Öl nicht gut aufnimmt.
- Kette und Ritzel werden im Winter besonders stark beansprucht. Für eine Grundreinigung empfiehlt sich spezieller Reiniger. Ich verwende in der Regel Bremsenreiniger, der die Kette von Schmutz und Öl befreit. Diese Prozedur spare ich mir heute allerdings. Stattdessen entferne ich den festgesetzten Schmutz mit einem trockenen Lappen. Ich halte diesen zunächst zwischen die Kettenblätter und betätige dann die Kurbel, um den Dreck mit dem Lappen aufzunehmen. Schließlich lasse ich die Kette durch den Lappen laufen.
- Bei den Umlenk-Rädchen der Schaltung nehme ich einen Schraubenzieher zur Hilfe, über den ich den Lappen stülpe, um dann den Dreck von den Rädchen abzuschaben. Wichtig ist, den Schraubenzieher nicht direkt auf die Rädchen zu halten, um Beschädigungen und Kratzer zu vermeiden.
- Die Schaltung putze ich vorsichtig mit dem Lappen ab. Manchmal hilft es, einen Tropfen Öl auf den Lappen zu geben, damit dieser den Schmutz besser aufnimmt. Dabei versuche ich darauf zu achten, den Dreck nicht noch tiefer in die Ritzen hinein zu drücken, sondern ihn tatsächlich aufzunehmen.
Sauber ist mein Fahrrad nun. Jetzt geht es an die Wartung!
- Dafür hänge ich zunächst die sauberen Laufräder wieder ein, justiere die Bremsen und schließe die Vorderradlampe an.
- Dann werden die Kette und die Ritzel mit Öl nachgeschmiert. Überschüssiges Öl entferne ich mit einem Schmierlappen (weiterer Fetzen aus dem T-Shirt). Wer das nicht macht, wird schnell feststellen, dass das Rad in Windeseile wieder völlig verdreckt aussieht. Überhaupt: Weniger ist hier mehr. Wichtig ist es, die Kette möglichst gleichmäßig zu ölen – statt sie in Öl zu ertränken.
- Neben der Kette erhalten auch alle weiteren beweglichen Teile einen Tropfen Öl. Dies soll nicht nur dazu beitragen, dass alles leicht läuft, sondern auch das Eindringen von Wasser und Feuchtigkeit verhindern.
- Schließlich prüfe ich noch den Reifendruck. Vorne und hinten gibt es je 5 Bar.
Eigentlich hätte mein Rad eine solche Pflegekur viel häufiger verdient. Gerade im Winter. Häufiger als alle zwei bis drei Monate kann auch ich mich jedoch dazu nicht aufraffen. Sollte der Winter so mild bleiben und auf den Straßen weiterhin so wenig gestreut werden, habe ich vielleicht die nächsten Wochen Ruhe. Ansonsten gilt:
Nach dem Fahrrad putzen, ist vor dem Fahrrad putzen!